2018 - Paracelsus-Berghofklinik (Online)
Ich hielt einen 45-minütigen Vortrag mit Lesung aus meinen Büchern in der Berghofklinik Bad Essen.
Ein professioneller Autor konnte diesen Termin nicht wahrnehmen, so sprang ich auf seine Vermittlung hin ein.
"Immer ein Stück wie nach Hause kommen!"
13. September 2018 | Ort: Berghofklinik Bad Essen
Ehemaligentreffen der Paracelsus-Berghofklinik 2018
Im Zentrum des diesjährigen Ehemaligentreffens standen – entsprechend des Mottos „Schatten der Sucht – Süchtige und ihre Familien“ – nicht nur die Suchtkranken selbst, sondern besonders auch deren Familien, Angehörige und Freunde.
Den Auftakt für einen stimmungsvollen Tag bot die diesjährige Klinikband (betreut von Thomas Heegt), die sowohl mit akustischen spanischen Nummern, als auch mit rockigen Hits wie „Unchain my heart“ von Joe Cocker das Publikum von der ersten Sekunde an mitrissen. Die Band begleitete das Treffen über den ganzen Tag hinweg mit Darbietungen und wurde mit Standing-Ovations sowie mehrmaligen Zugabe-Wünschen belohnt.
Die offizielle Eröffnung und Begrüßung aller Gäste übernahmen Jana Bergerbusch, Ltd. Therapeutin, und Dr. Peter Subkowski, Ärztlicher Direktor. Dabei wurden besonders die familiären Beziehungen als zentrale Rolle sowohl bei der Entstehung wie auch bei der Aufrechterhaltung einer Abhängigkeit, aber auch bei ihrer Bewältigung und Überwindung in den Mittelpunkt gestellt. Außerdem können familiäre Beziehungen Sicherheit, Sinn und Anerkennung geben, so Subkowski. Für manche Patienten sei unsere Berghofklinik für die Zeit ihrer Therapie eine Art Ersatzfamilie geworden und vielleicht auch geblieben, die es ihnen ermögliche, einen Neuanfang ohne Suchtmittel zu wagen. Die gegenseitige Wechselwirkung „Sucht“ und „Familie“ verdeutlichte Frau Bergerbusch sehr bildlich anhand eines Mobile: Alle Teile eines Mobile hängen zusammen, sind miteinander verbunden und gut ausbalanciert – wie bei einer Familie. Gerät ein Teil durch z.B. eine Suchtentwicklung ins Trudeln, gerät die Balance aus den Fugen und alle Teile kommen aus dem Gleichgewicht.
Daran knüpfte Sonja Görnitz mit ihrer Lesung über ihre persönlichen Lebenserfahrungen im Punkt Alkoholismus innerhalb ihrer Familie an, wobei sie unter anderem Auszüge aus ihren Tagebüchern vorlas und über prägende Ereignisse im Leben ihres Vaters. Zusammen mit ihrem alkoholkranken Vater betreibt sie ein Biografie-Projekt der besonderen Art um die Familiengeschichte aufzuarbeiten. Daraus ist unter anderem das Buch „Prost Kaffee – Biografiearbeit im Altenheim“ entstanden. Beide leben zusammen in einem Altenheim in Burg. Ihr Vater leidet mittlerweile als Folge der Suchterkrankung am sog. Korsokow-Syndrom, einer Hirnschädigung mit typischen Symptomen wie beispielsweise Gedächtnisstörungen oder Orientierungsproblemen. „Die Suchterkrankung meines Vaters war ein ständiges Kämpfen gegen Windmühlen. Dieses besondere Projekt jetzt zusammen mit meinem Vater bedeutet für mich das aufzuarbeiten, was wir früher versäumt haben“, betont Görnitz.
Die Balance und das Gleichgewicht wiederzufinden war auch ein wichtiges Thema für die nachmittägliche zweite Programmrunde. Zunächst erfolgte eine kurze Vorstellung der Adaption Berghofklinik II sowie ein persönlicher Einblick eines ehemaligen Adaptionspatienten auf die Zeit der Therapie. „Ich musste was verändern, deswegen auch die örtliche Veränderung“, erklärt Ben S. die Gründe für die Entscheidung Adaption in Bad Essen. Er strebt nun eine 1-jährige Umschulung im Bereich Haustechnik an. In der darauffolgenden Talkrunde wurde aus mehreren Perspektiven berichtet, wie es zu der Therapie kam, welche Erfahrungen in der Therapie gemacht wurden, und wie es nach Abschluss der Behandlung weiterging. Auch der Aspekt „Familie“ fand besonderen Stellenwert in der Runde. Für die Familie und besonders die Kinder sei die Suchterkrankung seiner Frau das „Worst-Case-Szenario“ gewesen, so Christian U. Doch sie seien sehr dankbar, dass sie die Krise gemeinsam gemeistert hätten, seine Frau durch die Therapie wieder zu sich selbst gefunden habe und sie als Familie gestärkt aus dieser Situation gegangen sind.
Der Tag endete wie er begonnen hatte – mit Musik. Ein Chor zum Mitsingen unter freiem Himmel ließ den Tag langsam ausklingen.
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